Viele Unternehmen möchten keine Quereinsteiger einstellen. Dabei wurden diese zuletzt häufig als Lösung für den Fachkräftemangel diskutiert. Wir zeigen, wie Sie es als Recruiter schaffen, dass sich Entscheider für Quereinsteiger öffnen.
Immer mehr Recruiter erkennen, dass sich in Zeiten des Fachkräftemangels freie Stellen mit motivierten Quereinsteigern erfolgreich besetzen ließen. Doch die meisten Personaler scheuen sich davor, diese Lösung vorzuschlagen, denn viele Unternehmen sperren sich dagegen. Wie Sie Entscheider überzeugen, dass Quereinsteiger oft die beste Option sind, erfahren Sie im Folgenden.
Schon seit längerem werden Quereinsteiger als Lösung für den Fachkräftemangel diskutiert. Aber: „Erklären Sie das mal unserer Fachabteilung“, entgegnen viele Recruiter und suchen dann lieber doch nach klassischen Muster-Kandidaten. Zu groß ist die Sorge, dass der Quereinsteiger-Ansatz auf Ablehnung stößt oder zumindest mit mühsamer Überzeugungsarbeit verbunden wäre.
Aber warum winken so viele Entscheider bei diesem Thema ab?
Bei den meisten dürfte es vor allem an der Angst vor falschen Entscheidungen liegen. Für die Einarbeitungsphase bei einem Quereinstieg fallen oft mehr Kosten an und sie dauert etwas länger als bei gewöhnlichen Kandidaten. Was, wenn die Einarbeitung scheitert? Das Risiko, mit einem umfangreichen Onboarding Zeit und Geld in den Sand zu setzen, scheint vielen Fachabteilungen zu groß. Außerdem müsste der bisherige Recruiting-Prozess überdacht und an Quereinsteiger angepasst werden, was ebenfalls mit Aufwand und zusätzlichen Kosten verbunden wäre.
Ein generelles Problem scheint auch zu sein, dass viele Entscheider keine klare Vorstellung davon haben, was ein Quereinsteiger alles mitbringt und was er noch lernen muss. Die Definition von Quereinsteigern ist oft negativ behaftet mit Attributen wie „fachfremd“ oder „ohne vorausgesetzte Ausbildung“.
Mit der eher negativen Definition im Hinterkopf, glauben einige Unternehmen, dass Quereinsteiger schwer fakturierbar sind. Dem Kunden einen Experten mit Abschlüssen und Auszeichnungen in seinem Gebiet zu präsentieren ist nun einmal einfacher, als einen Quereinsteiger, der sich ohne vorzeigbare Qualifikationen in den Bereich „reingefuchst“ hat.
Wie gelingt die Überzeugungsarbeit, damit sich Entscheider für Quereinsteiger öffnen? Wir zeigen 5 Wege auf.
Quereinsteiger sind doch nur Versager, die in ihrem Fachbereich keinen Erfolg hatten und nun in andere Bereiche flüchten, in der Hoffnung, dass sie hier mehr Glück haben? Solche negativen Denkmuster sind heutzutage leider immer noch in vielen Unternehmen verbreitet. Hier gilt es, dagegenzuhalten.
Ein Quereinstieg ist keine Flucht, sondern eine Veränderung. Dass diese Menschen motiviert sind, sich in neue Fachbereiche einzuarbeiten, die nötigen Soft Skills mitbringen, um sich rasch die fehlenden Fähigkeiten anzueignen, und womöglich über andere Talente verfügen, welche das Unternehmen zusätzlich bereichern können, ist dabei zu betonen.
Neben einem grundsätzlich falschen Verständnis davon, was ein Quereinsteiger überhaupt ist, ragen zusätzlich viele Mythen um den Quereinstieg.
Einer davon lautet, dass Quereinsteiger den anderen Kandidaten, die eine Ausbildung und Berufserfahrung mitbringen, immer unterlegen sind. Bei dieser Annahme wird die Bedeutung von Fachkenntnissen massiv überschätzt. Denn: Fachwissen lässt sich oft problemlos aneignen – Soft Skills wie Kreativität oder Teamfähigkeit dagegen nur schwer.
Ein anderer Mythos ist, dass Quereinsteiger lediglich für Berufe in Frage kommen, bei denen nur eine kurze Einarbeitungszeit notwendig ist – bspw. Reinigungskraft oder Paketbote. Das ist Quatsch, denn Wechsel in Berufe, die man ursprünglich nicht gelernt hat, gibt es in jedem Arbeitsbereich und in unterschiedlichsten Hierarchiestufen. Dafür gibt es viele, auch promintente Beispiele, etwa in der Politik.
Viele Entscheider blicken bei Quereinsteigern kritisch auf den bisherigen Lebenslauf und ihre Vergangenheit. Gerade bei dieser Art von Bewerber geht es jedoch weniger darum, was er früher getan oder gelernt hat, als darum, wozu er zukünftig in der Lage ist.
Der Blick in die Zukunft muss dabei ganzheitlich sein: Die Einstellung von Quereinsteigern führt langfristig zu einem Wandel im gesamten Team – es wird heterogener und vielfältiger im Sinne des Diversity Managements. Dabei werden neue Perspektiven gewonnen und die Innovationskraft des Unternehmens erhöht sich.
Laut einer Studie von meinestadt.de unter 2000 Fachkräften mit Berufsausbildung gaben 41,5 % an, schonmal in ein Betätigungsfeld gewechselt zu haben, für dessen Beruf sie keine Ausbildung absolviert haben. Ganze 58,5 % haben keinen Quereinstieg vollzogen, die Hälfte davon kann ihn sich aber vorstellen. Die Bereitschaft für Veränderung ist also bei vielen Fachkräften da und das Potenzial ist groß, sie aus anderen Branchen zu gewinnen.
Ein anderer Aspekt: Das „World Economic Forum“ (WEF) erklärte 2018, dass 65 % aller Kinder, die heute eingeschult werden, später in Berufen arbeiten werden, die heute noch gar nicht existieren. Berufsfelder verändern sich und durch den technologischen Fortschritt entstehen neue. In diesem modernen, schnelllebigen Arbeitsmarkt werden Quereinsteiger folgerichtig zur Normalität. Als fortschrittliches Unternehmen, kann man sein Recruiting schon jetzt auf diese Zielgruppe ausrichten.
Viele Ängste können den Entscheidern abgenommen werden. Für die Anpassung des Recruitings auf Quereinsteiger kann man bspw. auf Potenzial-orientierte Tools wie flynne zurückgreifen, die viele Schritte im Bewerbungs- und Auswahlprozess erleichtern oder sogar ganz abnehmen. Mit den richtigen Priorisierungen und Werkzeugen lassen sich auch Quereinsteiger schnell einarbeiten. In Sachen Fakturierbarkeit bieten Quereinsteiger ein besonderes Potential – sie sind bei überzeugender Arbeit quasi Aushängeschilder für eine interne Ausbildungsschmiede mit hohem Qualitätslevel.
„Schön und gut“, werden Sie sich vielleicht denken. „Aber wenn Personalmangel herrscht, wird sich die Fachabteilung trotzdem nicht auf einen so zeitintensiven Ansatz einlassen.“ Auch hier muss das Recruiting sich den Sorgen annehmen. Beim Onboarding-Prozess wird die Fachabteilung bspw. stark gefordert sein. Externe Coaches, die sich um die Fortbildung des Quereinsteigers kümmern, und zusätzliche Selbstlern-Angebote sind Möglichkeiten, die Fachabteilung hier zu entlasten.
Wenn sich das Unternehmen für Quereinsteiger-Recruiting entscheidet, ist ein internes Commitment wichtig. Alle – von HR über Fachabteilung bis Chefetage – müssen hinter dem Ansatz stehen, damit er zum Erfolg führen kann. Das gesamte Unternehmen durchläuft einen Change Prozess, bei dem das Business und die Kandidaten aufeinander abgestimmt und vorbereitet werden. Der Fokus auf ein gutes Onboarding als zentraler Erfolgsschlüssel muss dabei allen Involvierten bewusst sein.
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