Frauen in der IT sind stark unterrepräsentiert. Woran das liegt und wie die Tech-Branche mehr weibliches Personal gewinnen kann, erfahren Sie hier.
Trauriger Fakt: In der IT sind Frauen stark unterrepräsentiert – in Führungspositionen muss man sie sogar mit der Lupe suchen. Und das, obwohl die Tech-Branche weibliche Talente heute mehr denn je gebrauchen könnte. Warum Frauen der IT oft fernbleiben und wie man sie gewinnen kann, erfahren Sie hier.
Laut Eurostat arbeiteten im Jahr 2021 in Deutschland gerade einmal 19 % Frauen in einem IT-Beruf. Laut Bitkom fehlten damals jedoch 96.000 IT-Fachkräfte hierzulande, 2022 wuchs die Zahl sogar auf 137.000. Die IT-Branche kann bei der Besetzung dieser Arbeitsplätze eigentlich nicht auf Frauen verzichten.
Wirft man einen Blick in die Hörsäle dieses Landes, ist jedoch kaum damit zu rechnen, dass viel weiblicher Nachwuchs im IT-Bereich kommt. Dazu braucht man sich nur die Zahlen zu Studierenden in MINT-Fächern (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu Gemüte führen. Im Fach Elektro- und Informationstechnik gab es laut statistischem Bundesamt im Wintersemester 2021/22 an deutschen Hochschulen 78.116 Studierende, davon waren nur 11.857 weiblich. Ähnlich sah es im Studiengang Informatik aus – hier machte der Frauenanteil nur knapp 20 % aus.
Und die wenigen Frauen, die einen Abschluss in Informationstechnologie machen? Die scheinen aus dem IT-Sektor zu flüchten! Einer Studie der EU-Kommission zufolge sind mehr als 90 % der Frauen mit IT-Hochschulabschluss im Alter von 45 Jahren nicht mehr im Informationstechnologie-Bereich tätig. Demzufolge ist der Sektor für weibliche Arbeitnehmer offenbar wenig attraktiv.
Die Zahlen lassen den Schluss zu, dass sich Unternehmen, aber auch die Politik und Ausbildungsstätten nicht ausreichend um Frauen im IT-Bereich bemühen und es dort große Probleme bei der Rekrutierung von Kandidatinnen gibt. Und das, obwohl die Herausforderungen in diesem Sektor hierzulande ohne Frauen nicht zu meistern sind. Wir haben drei Lösungsansätze gesammelt, wie man weibliche Fachkräfte für den IT-Bereich gewinnen kann.
Zu den wichtigsten Pionieren der Informatik gehören Frauen.
Schonmal von Frances E. Allen gehört? Ohne ihre Beiträge zur Compiler-Technik, dem Parallelismus und der Programmoptimierung wären moderne Apps, wie wir sie heute kennen, schwer denkbar.
Oder von Margaret Hamilton? Der von der Software-Pionierin entwickelte Code trug maßgeblich zum Erfolg der Mondlandung von Neil Armstrong bei.
Den ersten Compiler (A-0) entwickelte eine Frau – die Informatikerin Grace Brewster Murray Hopper, die auch Wegbereiterin für die Programmiersprache COBOL war.
Die Liste an weiblichen IT-Pionieren ließe sich noch lange fortsetzen und auch aktuell gibt es Frauen, die wichtige Beiträge im Bereich der Informatik leisten: Mit der Game-Produzentin Jade Raymond, der ersten Google-Technikerin Marissa Mayer oder den deutschen IT-Spezialistinnen Christine Regitz und Dorothea Wagner seien nur wenige genannt.
Dennoch scheinen solche Vorbilder nicht präsent zu sein. Häufig wird das Bild vermittelt, dass in erster Linie Männer das IT-Business voranbringen und nur sie hier erfinden, entwickeln und gründen würden – bekannte Namen wie Bill Gates, Steve Jobs oder Mark Zuckerberg sind omnipräsent. Wir täten gut daran, bestehende weibliche Vorbilder sichtbarer zu machen und die Entstehung neuer Vorbilder gezielt zu fördern. Das fängt bereits an der Schule bzw. Uni an, hier könnten mehr weibliche Bezugspersonen dazu beitragen, dass Mädchen und Frauen sich stärker für Informatik interessieren.
Der IT-Sektor steht für Innovation. Es ist bekannt, dass man Innovationen mit diversen Teams besser erreichen kann, da diese kreativer und effizienter arbeiten. Daher ist Diversity Management im IT-Bereich besonders wichtig.
Die Schaffung eines Arbeitsumfeldes, in dem sich Frauen wohlfühlen und aufblühen können, sollte dabei eines der zentralen Ziele sein. Frauen sollten genauso gehört und bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen. Durch Kinderbetreuung, Förderprogramme, flexible Arbeitszeitmodelle und viele andere Formen der Unterstützung, kann weiblichen Talenten die Arbeit in einem IT-Unternehmen zusätzlich schmackhafter gemacht werden.
Viele Tech-Unternehmen müssten dafür aber in den eigenen Strukturen und Kulturen „aufräumen“ – also analysieren, was bisher falsch lief, und das verändern. Laut Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik, bräuchte es dafür auch einen gesellschaftlichen Kulturwandel, der subtile Mechanismen beseitigt, welche Frauen in der Informatik entgegenstehen.
Auf die klassische Karriere mit linearem Verlauf und den richtigen Abschlüssen wird in Deutschland noch immer großer Wert gelegt. Wer keinen Abschluss in (Wirtschafts-)Informatik oder Naturwissenschaften hat, wird es hierzulande entsprechend schwer haben, einen Job bei einem Tech-Unternehmen zu bekommen. Wie oben bereits festgehalten, entscheiden sich aber vergleichsweise wenige Frauen für ein Studium in diesen Bereichen. Die Gründe dafür sind vielfältig – seien es der abschreckend wirkende hohe Männeranteil oder der Glauben an das gesellschaftlich geprägte Vorurteil, dass IT nichts für Frauen sei.
Und doch entdecken so manche Frauen ihre Leidenschaft für Technologie, ohne Studium und über Umwege. Skills bringen sie sich selber bei, bspw. mit Hilfe von IT-Bootcamps oder Online-Kursen. Ein prominentes Beispiel aus Deutschland ist Mina Saidze. Sie ist Quereinsteigerin in der IT und hat sich das Programmieren allein beigebracht. Mit ihrer Beratungsorganisation empowert sie heute Menschen, die diesen Schritt ebenfalls wagen wollen.
Ein anderes Beispiel ist Michaela Stichler, Partnerin Business Manager bei SAP, die auch als Quereinsteigerin in die IT-Branche gewechselt ist. Sie ermutigt: „Frauen, die in der Personalabteilung, im Einkauf, Vertrieb, Marketing oder im Rechnungswesen aber auch im Projektmanagement tätig sind, sind ideale Kandidatinnen für einen erfolgreichen Quereinstieg.“
Unternehmen können solche potentiellen Quereinsteigerinnen schnell und kostengünstig mit Hilfe von flynne finden. Mit dem KI-gesteuerten Recruiting-Tool können sie vollautomatisch passende weibliche Talente an ihren digitalen Touchpoints ansprechen und für einen Quereinstieg in die IT-Branche begeistern.
Es gibt noch viel zu tun, um mehr Frauen für die Tech-Branche zu gewinnen. Weibliche Vorbilder, ein angenehmes Arbeitsumfeld und die Öffnung gegenüber Quereinsteigerinnen sind wichtige Ansätze, um eine entsprechende Richtung einzuschlagen. Wichtig ist, dass diese Themen auf der Tagesordnung landen und nicht nur einmal im Jahr zum Internationalen Frauentag Gehör finden.
(Quelle Titelbild: Jacob Lund – Shutterstock.com)