Wir zeigen, wie Sie Green Recruiting in Ihrem Unternehmen etablieren, worin der Unterschied zu Green Job Recruitern besteht und wie Sie Greenwashing vermeiden.
Das Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft steigt. Es durchdringt immer mehr Lebensbereiche und macht auch bei der Arbeitgeberwahl nicht halt. Unternehmen können darauf reagieren – mit Green Recruiting. Wir haben Tipps zusammengestellt, wie Sie das „grüne“ Konzept zur Personalgewinnung etablieren können und dabei Greenwashing vermeiden.
Beim Green Recruitment handelt es sich in erster Linie um eine Employer-Branding-Maßnahme, die den Kandidaten das Engagement des Unternehmens für die Umwelt vermitteln soll. Das ist ein entscheidender Faktor, um die wachsende Anzahl an Bewerbern, die nachhaltig arbeiten und leben möchten und entsprechend großen Wert auf das Umweltbewusstsein ihres Arbeitgebers legen, zu überzeugen.
Da Arbeitnehmer aller Altersklassen für Themen rund um den Klimaschutz immer stärker sensibilisiert sind, können Unternehmen damit nicht nur bei der jüngeren „Fridays for Future“-Generation punkten.
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Green Recruiting kann in jeder Branche zum Einsatz kommen. Also auch bei Unternehmen, die nicht primär nachhaltige Jobs anbieten. Solche „Green Jobs“ (für die es auch spezielle Jobbörsen wie GreenJobs.de oder NachhaltigeJobs.de gibt) umfassen Tätigkeiten, die unmittelbar Ziele im Zusammenhang mit dem Umweltschutz verfolgen, bspw. im Energiesektor. Green Job Recruiter haben die Aufgabe, entsprechende Stellen zu besetzen, während Green Recruiter x-beliebige Stellen in einem nachhaltig agierenden Unternehmen besetzen sollen.
Wie lässt sich Green Recruiting im Unternehmen etablieren? Wir haben die wichtigsten Tipps zusammengefasst.
71 % der Bewerber wünschen sich, dass Unternehmen sich zum Thema Umweltschutz auf ihre Karriereseite positionieren. Das hat eine Studie des „Jobwechsel-Kompass“ von 2021 ergeben. 51 % fänden es gut, wenn die Haltung zur Klimaproblematik auch in Stellenausschreibungen Gewicht erhält.
Das Ergebnis zeigt, dass Kandidaten nicht lange recherchieren möchten, ob sie den Arbeitgeber mit ihrem ökologischen Mindset vereinbaren können. Vielmehr wird erwartet, dass dieser von sich aus Position bezieht und verdeutlicht, dass ihm das Thema wichtig ist und seine Angestellten im besten Fall mit ihren Aufgabenfeldern zum Klimaschutz beitragen können.
Bewerbungsgespräche via Zoom, Teams oder Skype können persönliche Treffen ersetzen. Der Vorteil aus ökologischer Sicht: Die An- und Abreise zum Termin entfällt und damit auch unnötiger CO2-Ausstoß.
Seit Corona haben sich virtuelle Bewerbungsgespräche ohnehin stärker etabliert und gelten bei vielen Kandidaten als normal.
Laut einer Bitkom-Studie können 12 Millionen Tonnen CO2 im Bereich Arbeit und Wirtschaft bei einer beschleunigten Digitalisierung bis 2030 eingespart werden. Um den hohen Papierverbrauch und seine schädlichen Auswirkungen zu reduzieren, macht es Sinn, die Bewerbungsverfahren so weit es geht zu digitalisieren.
Das heißt: Bewerbung per E-Mail oder Online-Bewerbermanagement-Tool ermöglichen. Vielen Kandidaten dürfte das ohnehin lieber sein, da das in der Regel schneller geht und keine Ausgaben für Bewerbungsmappen, Ausdrucke, Papier, Umschläge und Versand anfallen.
Auch mit dem richtigen Arbeitsumfeld lässt sich bei umweltbewussten Kandidaten punkten. Damit ist mehr gemeint, als nur ein paar Pflanzen im Büro aufzustellen.
Mit verschiedenen Maßnahmen lassen sich nachhaltige Büros einrichten. Das umfasst zum Beispiel intelligente Beleuchtungssysteme, Konzepte der Verringerung von Bürofläche zur Energieverbrauch-Senkung, Bezug von Ökostrom, Nutzung von energieeffizienten Arbeitsgeräten oder Office-Ausstattung aus recyclebarem Material.
Mitarbeitervorteile steigern die Attraktivität des Unternehmens, sie müssen aber an den Green Recruiting Ansatz angepasst werden. Mitarbeiter-Events und gemeinsame Mittagessen zählen zu den bisherigen Corporate Benefits? Schön und gut, aber das Event sollte dann eher eine gemeinsame Wanderung als eine Sause im gemieteten Partybus sein und für das Mittagessen wird vielleicht besser zusammen gekocht als beim Fast Food Restaurant zu bestellen.
Die Möglichkeiten für ökologisch sinnvolle Benefits sind vielfältig. Home Office, vor allem wenn längere Arbeitswege anfallen, regionale Speisen in der Kantine oder kostenlose Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr sind nur wenige Beispiele.
Authentizität ist beim Green Recruitment enorm wichtig. Umweltbewusstsein vermitteln, das in Wahrheit gar nicht im Unternehmen gelebt wird, nennt man Greenwashing. Unzählige bekannte Unternehmen von IKEA über Nestle bis H&M standen dafür bereits in der Kritik. Sobald Kandidaten die Mogelpackung durchschauen, brechen sie das Bewerbungsverfahren ab und es entsteht ein massiver Imageschaden für die Firma.
Es gilt: Nur wer den Kampf für den Klimaschutz wirklich führt, kann sich das grüne Label aufsetzen und damit Bewerber überzeugen.
Durch die grüne Ausrichtung der Personalbeschaffung wird sich das Image des Unternehmens verbessern, weil Kandidaten und Kunden zunehmend auf den ökologischen Fußabdruck von Unternehmen achten. Doch wer bei dieser Thematik nur die Augen auf die eigenen (wirtschaftlichen) Vorteile lenkt, hat die Klimaproblematik nicht verstanden. In erster Linie handelt es sich beim Green Recruiting um eine ethische Entscheidung und einen weiteren kleinen Schritt, um der globalen Umweltkatastrophe entgegenzuwirken.
(Quelle Titelbild: kiuikson – Shutterstock.com)