Beim Reverse Recruiting bewerben sich Unternehmen bei Kandidaten. Wir präsentieren Reverse Recruiting-Beispiele, -Erfahrungen und -Portale.
Haben Sie schon mal von Reverse Recruiting gehört? Es handelt sich um einen aktuellen Trend in der Personalbeschaffung, der von vielen als Geheimwaffe im War for Talents angesehen wird. Wir erklären, wie die Methode funktioniert und präsentieren Beispiele und Erfahrungen mit Reverse Recruiting.
Der englische Begriff „reverse“ steht für „umkehren“ – und genau darum geht es. Beim Reverse Recruiting wird das Bewerbungsverfahren umgekehrt. Das bedeutet: Nicht die Kandidaten bewerben sich beim Arbeitgeber, sondern das Unternehmen bewirbt sich bei den potenziellen neuen Mitarbeitern. Rollentausch quasi.
Dieser moderne Recruiting-Ansatz erfordert die Suche nach passenden Talenten und proaktives Zugehen seitens der Unternehmen auf Kandidaten. Diese können dann entscheiden, ob das Stellenangebot für sie interessant ist oder nicht und entsprechend darauf reagieren.
Nein. Active Sourcing und Reverse Recruiting mögen auf den ersten Blick ziemlich ähnlich erscheinen, schließlich gehen bei beiden Methoden die Arbeitgeber den ersten Schritt. Aber abgesehen davon, gibt es doch einen großen Unterschied.
Beim Reverse Recruiting ist und bleibt im gesamten Bewerbungsprozess der Arbeitgeber in der Rolle des Bewerbers, der die Kandidaten überzeugen muss und von ihnen schließlich eine Zu- oder Absage erhält. Beim Active Sourcing dagegen gehen Recruiter zwar aktiv auf Kandidaten zu, machen dabei aber letztlich vor allem auf das Unternehmen und das Jobangebot aufmerksam. Die Kandidaten sind anschließend am Zug, sich bei Interesse zu bewerben und das Unternehmen trifft im Bewerbungsverfahren Entscheidungen.
Der umgekehrte Recruiting-Ansatz kann sowohl on- als auch offline erfolgen. Drei Möglichkeiten, um als Arbeitgeber mit Kandidaten in Kontakt zu treten:
Recruiter durchstöbern arbeitsbezogene Social Media Plattformen wie Xing oder LinkedIn nach passenden Kandidaten, nehmen Kontakt zu ihnen auf und offerieren ihnen ein Jobangebot.
Die Kandidaten müssen dabei keinerlei Bewerbungsunterlagen übermitteln – die Recruiter ziehen alle wichtigen Informationen vorab aus den Social Media Profilen, den Unterhaltungen via Chat oder sonstigen Recherchen.
Zum anderen gibt es spezielle Reverse Recruiting Portale, auf denen sich Unternehmen und Arbeitssuchende anmelden. Die Kandidaten füllen dabei ein Profil aus und können dort angeben, welche Art Job sie suchen. Außerdem können sie bspw. durch eine Blacklist bestimmte Arbeitgeber oder Branchen ausschließen. Dann heißt es zurücklehnen und warten. Auf dem Portal registrierte Unternehmen halten Ausschau nach Profilen von geeigneten Talenten und können sich dann bei ihnen bewerben.
Auch unser KI-basiertes Personalbeschaffungs-Tool flynne kann zu den Reverse Recruiting Plattformen gezählt werden. Über die Teilnahme an einem Quiz können Kandidaten ihre Eignung für ein bestimmtes Berufsfeld testen. Unternehmen bekommen anschließend die Möglichkeit, sich bei den Test-Teilnehmern zu bewerben – die Kandidaten bleiben anonym und können bei Interesse darauf reagieren. Der klassische Bewerbungsprozess mit Anschreiben und Co. bleibt ihnen in jedem Fall erspart.
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Aber nicht nur online, auch auf Messen und Events kann man sein Unternehmen vorstellen und sich bei potenziellen neuen Mitarbeitern bewerben. Werbematerialien müssen für solche Auftritte natürlich entsprechend angepasst werden. Auf Flyern sollte bspw. statt „Bewirb dich jetzt“ etwas stehen wie „Schicke uns dein LinkedIn-Profil und wir melden uns“.
Am besten ist es, man bietet den Kandidaten einen Mehrwert und sie lassen im Gegenzug ihre Kontaktdaten da, sodass man sich im Nachgang an die Messe bei ihnen bewerben kann. Beispiel: Ein Tech-Unternehmen könnte an seinem Stand spielerische, IT-spezifische Rätsel und Aufgaben am Computer lösen lassen, damit Interessierte ihre Fähigkeiten testen können. Leute, die dabei Spaß haben und gut abschneiden, können unverbindlich ihre Kontaktdaten hinterlassen und das Unternehmen meldet sich dann.
Die Vorzüge von Reverse Recruiting sind vielfältig:
Man hat einen geeigneten Kandidaten gefunden – also direkt eine Nachricht mit Link zum Stellenangebot schicken, dann hat man sich “beworben”? So einfach funktioniert Reverse Recruiting natürlich nicht, überhaupt hat ein solches Vorgehen wenig mit dem Ansatz zu tun.
Stattdessen gilt es, Folgendes bei der Arbeitgeberbewerbung zu berücksichtigen:
Beim Kampf um Fachkräfte müssen insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen zunehmend kreativ werden. Klassische Recruiting-Ansätze scheitern immer häufiger, denn gefragte Kandidaten haben eine große Auswahl an Jobs und möchten überzeugt werden. Das Reverse Recruiting kann daher eine Lösung sein.
Einige Unternehmen winken jedoch ab. „Sowas haben wir nicht nötig, das kommt so vor, als würden wir um Arbeitskräfte betteln“, ist dann schon mal aus der Führungsebene zu hören. Dabei sollte man hier keinen falschen Stolz zeigen. Kandidaten verstehen Reverse Recruiting nicht als Bettelei, sondern mögen es in der Regel, umworben zu werden und in der Entscheider-Rolle zu sein. Voraussetzung ist natürlich, dass das Reverse Recruiting gut umgesetzt wird.
Wenn Sie dabei Unterstützung benötigen, den umgekehrten Recruiting Ansatz in Ihrem Unternehmen zu etablieren und umzusetzen, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
(Quelle Titelbild: Jacob Lund – Shutterstock.com)