Time off in lieu (TOIL) ist hierzulande als Freizeitausgleich oder Überstunden abfeiern bekannt. Wir erklären, was hinter dem Konzept steckt.
Mächtig Überstunden angesammelt? Viele Arbeitnehmer können diese „abfeiern“. Genannt wird dieses Konzept „Time off in lieu“ (kurz „TOIL“). Hierzulande spricht man auch von „Freizeitausgleich“.
„Time off in lieu“ ist ein Begriff aus dem Arbeitsrecht und bezieht sich auf eine Praxis, bei der Arbeitnehmer für Überstunden oder zusätzliche Arbeitszeit nicht mit mehr Gehalt, sondern mit Freizeit oder freien Tagen kompensiert werden. Das bedeutet, dass anstelle einer finanziellen Vergütung für die geleisteten Überstunden der Arbeitnehmer das Recht erhält, diese Stunden zu einem späteren Zeitpunkt als bezahlte Freizeit zu nehmen.
Ein Beispiel für das Abfeiern von Überstunden: Wenn ein Arbeitnehmer an einem bestimmten Tag zwei Stunden länger arbeitet als seine reguläre Arbeitszeit, könnte er statt einer Überstundenvergütung diese zwei Stunden zu einem späteren Zeitpunkt als freie Zeit nehmen.
„Time off in lieu“ ist in vielen Ländern verbreitet und kann in Arbeitsverträgen oder Betriebsvereinbarungen geregelt sein. Die genauen Regelungen und Bedingungen können je nach Land, Branche und Unternehmen variieren, aber die folgenden Voraussetzungen für die Implementierung des Konzepts sind grundlegend:
1) Arbeitsvertragliche Regelungen
TOIL sollte im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung ausdrücklich festgelegt sein. Die Bedingungen, unter denen Freizeitausgleich gewährt wird, sollten klar und verständlich definiert sein, einschließlich der Anzahl der Stunden, die in Freizeit umgewandelt werden können.
2) Erfassung der Arbeitszeit
Ein zuverlässiges System zur Erfassung der Arbeitszeit ist notwendig, um die geleisteten Überstunden genau zu dokumentieren. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollten jederzeit Zugang zu den erfassten Arbeitszeiten und den angesammelten Überstunden haben.
3) Genehmigungsverfahren
In der Regel gibt es ein formelles Verfahren, in dem Mitarbeiter den Freizeitausgleich beantragen und Arbeitgeber diese Anträge genehmigen.
4) Begrenzungen und Fristen
Es sollten Fristen festgelegt werden, innerhalb derer die angesammelten Überstunden genommen werden müssen, um eine übermäßige Ansammlung von Stunden zu vermeiden. Zudem sollte eine maximale Anzahl von Stunden definiert werden, die zum Abfeiern gewährt werden können.
5) Betriebliche Notwendigkeiten
Das Konzept TOIL sollte so organisiert werden, dass die betrieblichen Abläufe und die Produktivität nicht beeinträchtigt werden. Es muss sichergestellt werden, dass ausreichend Personal vorhanden ist, um Abwesenheiten aufgrund von Freizeitausgleich abzudecken.
6) Kommunikation und Schulung
Mitarbeiter sollten über ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf das Abfeiern von Überstunden umfassend informiert werden. Führungskräfte sollten geschult werden, wie Freizeitausgleich-Anträge zu verwalten und zu genehmigen sind.
7) Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Regelungen müssen im Einklang mit den gesetzlichen Arbeitszeitregelungen und Arbeitsschutzbestimmungen stehen. In Betrieben mit Gewerkschaften müssen die Freizeitausgleich-Regelungen möglicherweise mit den Gewerkschaften abgestimmt werden.
8) Gerechte Verteilung
„Time off in lieu“ sollte gerecht und ohne Diskriminierung gewährt werden, sodass alle Mitarbeiter die gleichen Möglichkeiten haben, Überstunden abzufeiern.
Das Abfeiern von Überstunden bietet sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber eine Reihe von Vorteilen:
Für Arbeitnehmer
Für Arbeitgeber
Als Kritikpunkt am Konzept wird von Arbeitnehmerseite häufig die eingeschränkte Verfügbarkeit genannt. Der Freizeitausgleich hängt von betrieblichen Erfordernissen ab, was bedeutet, dass Angestellte nicht immer frei über dessen Zeitpunkt entscheiden können. Auch der mögliche Verfall von Stunden wird als Nachteil empfunden. Wenn Überstunden nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgefeiert werden, können sie verfallen, insbesondere wenn es keine klare Regelung gibt.
Für Arbeitgeber bedeutet TOIL mehr Planungsaufwand: Die Verwaltung und Planung von Freizeitausgleich erfordert zusätzlichen organisatorischen Aufwand, um sicherzustellen, dass betriebliche Abläufe nicht gestört werden. In Zeiten hoher Arbeitsbelastung kann es schwierig sein, ausreichend Personal zu haben, wenn viele Mitarbeiter gleichzeitig Überstunden abfeiern möchten.
(Titelbild: https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/gluecklicher-verlassener-baertiger-mann-im-schwarzen-anzug-der-uhr-haelt_7439217.htm by drobotdean)
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