Fridge Hiring liegt im Trend. Was es mit dem Konzept auf sich hat und ob Mitarbeiter auf Vorrat wirklich sinnvoll sind, erfährst du hier.
Erst Klopapier und Essen – und jetzt auch noch Mitarbeiter:innen? Bei letzterem kann das „Hamstern“ tatsächlich sinnvoll sein. Fridge Hiring wird der Trend genannt, bei dem Fachkräfte „auf Vorrat“ eingestellt werden. Wir erläutern, was es damit auf sich hat und wie Unternehmen davon profitieren können.
Der Begriff kommt aus dem Englischen, „Fridge“ steht für „Kühlschrank“ und „Hiring“ bedeutet auf Deutsch „Einstellen“.
Unternehmen stellen dabei proaktiv neue Mitarbeitende ein, die sie in (näherer) Zukunft gebrauchen können. Es spielt erstmal keine Rolle, ob aktuell überhaupt genügend offene Stellen zur Verfügung stehen. Diese Mitarbeiter:innen werden quasi „warm gehalten“ – bzw. mit Blick auf die Kühlschrank-Analogie „kalt gehalten“.
Üblicherweise suchen Recruiter:innen nach Personal zur (Nach-)Besetzung einer offenen Stelle. Nicht so beim Fridge Hiring, hier geht es darum, Fachkräfte auf Vorrat zu rekrutieren.
Laut einer repräsentativen Umfrage von Indeed haben bereits vier von fünf Personaler:innen schonmal Mitarbeitende eingestellt, die zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht gebraucht wurden im Unternehmen. Zehn Prozent gaben sogar an, dies schon sehr häufig getan zu haben.
In Sachen IT-Recruiting kommt Fridge Hiring sehr häufig zum Einsatz: Laut der Indeed-Umfrage gaben 30,4 Prozent der befragten Personaler:innen an, sich Mitarbeiter:innen für den IT-Bereich so früh wie möglich zu sichern. Dieses Ergebnis dürfte wenig überraschen, denn gerade in diesem Bereich mangelt es seit Jahren an Fachkräften und viele Unternehmen setzen spezialisierte Tech-Recruiter ein, um an diese wertvollen Talente zu kommen.
21,9 % stellen Sales-Mitarbeiter:innen und 19,1 % Personalmanager:innen ein, noch ehe eine Stelle für sie frei wird. In den Bereichen Marketing (11,9 %) und Finanzen (10,3 %) kommt Fridge Hiring eher selten zum Einsatz.
Aber wieso genau wird mit Blick auf die Zukunft rekrutiert? Auch darüber gibt die besagte Umfrage mit 400 befragten Personaler:innen Aufschluss.
Personalmangel (45 %): Der häufigste Grund ist offensichtlich auf den Fachkräftemangel zurückzuführen. Da Talente rar und stark umkämpft sind, macht es für viele Unternehmen Sinn, sich diese wenigen Fachkräfte vorausschauend zu „horten“. 35 % nennen daher auch den Ausbau der Personaldecke als Motiv, um zukünftigen Bedarf decken zu können.
Ersatz für Mitarbeiter:innen, die bald in Rente gehen (30 %): Der demographische Wandel ist in vollem Gange. Die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) gehen in den kommenden Jahren in Rente. Um für die frei werdenden Stellen gerüstet zu sein, hamstern viele Personaler:innen bereits jetzt.
Geplante Expansion (21 %): Wer wachsen möchte, braucht Personal. Nur so können die mit der Expansion einhergehenden Herausforderungen quantitativ und qualitativ gemeistert werden. Entsprechend suchen viele Unternehmen, die expandieren möchten, nach geeigneten Talenten „auf Reserve“.
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Fridge Hiring kann auf verschiedenen Ebenen eine sinnvolle Strategie sein:
So viele Vorteile, da wollen wir auch die möglichen Nachteile dieses speziellen Recruiting-Ansatzes nicht verschweigen.
Zum einen: Die proaktive Einstellung von Fachkräften ohne unmittelbaren Bedarf, kann zusätzliche Kosten für das Unternehmen verursachen – insbesondere, wenn diese Talente nicht sofort produktiv sind.
Unbedachtes Fridge Hiring kann zudem in wahllosem Einstellen münden, wodurch ebenfalls hohe und unnötige Kosten entstehen können. Die Gefahr ist dabei groß, Fachkräfte ins Boot zu holen, die nicht mit der Unternehmenskultur matchen. Mehr Personal einstellen, das in Zukunft bestimmt gebraucht wird – schön und gut. Aber für jene Zukunft sollte das Personal eben auch „passen“.
Auch in Sachen Onboarding gibt es Herausforderungen. Neue Mitarbeiter:innen, die möglicherweise keine spezifische Rolle oder Aufgabe im Unternehmen haben, könnten Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren oder eine klare Rolle zu finden.
Ebenfalls wichtig: Durch die Bindung an vorab ausgewählte Talente kann das Unternehmen möglicherweise weniger flexibel reagieren, wenn sich die Marktbedingungen oder die Geschäftsanforderungen ändern.
Die Ressource Personal ist derzeit in vielen Branchen knapp, ohne Frage. Fridge Hiring ist auf diese Knappheit eine mögliche Antwort. Ob der Recruiting-Ansatz jedoch zum eigenen Unternehmen passt, muss genau geprüft werden. Insbesondere die hohen Personalkosten sind zu berücksichtigen. Sind Expansionspläne jedoch konkret oder Personalmangel absehbar, so kann das Hamstern für die Zukunft eine vorausschauende Präventiv-Maßnahme sein.
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