Auf dem Arbeitsmarkt schlummern viele stille Reserven. Wie du sie findest und für dein Unternehmen gewinnst, erfährst du hier.
Am Arbeitsmarkt schlummern viele stille Reserven – also Erwerbslose, die oft gut qualifiziert sind und Lust auf Arbeit haben. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels werden sie für Recruiter:innen immer interessanter und stellen einen bislang wenig beachteten Talent-Pool dar. Wie du sie findest und für dein Unternehmen gewinnst, erfährst du hier.
Per Definition handelt es sich dabei um Menschen, die unter bestimmten Voraussetzungen bereit wären zu arbeiten, derzeit aber nicht beschäftigt und auch nicht als arbeitslos gemeldet sind.
Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts wünschten sich im Jahr 2022 ca. 3 Millionen Erwerbslose im Alter von 15 bis 74 Jahren Arbeit. Laut der Statistik befinden sich mehr Frauen als Männer in der stillen Reserve.
In der Meldung werden diese Personen in drei Gruppen unterteilt:
Viele von ihnen sind nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet, weil sie keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben – bspw. Studierende, Rentner:innen oder Hausfrauen, die bislang keinen Job hatten.
Lies auch: Fridge Hiring: Warum immer mehr Unternehmen Mitarbeiter:innen hamstern
Unser Recruiting-Experte Kevin Konrad hat die stille Reserve genauer unter die Lupe genommen. Er findet: „Das Potential ist riesig, hier unentdeckte Diamanten zu finden“.
„Laut Statistischem Bundesamt verfügen fast 60 % dieser Menschen über ein mittleres oder sogar hohes Qualifikationsniveau“, erklärt Kevin Konrad. „Die Motivation, zu arbeiten, ist prinzipiell auch vorhanden. Aus Recruiting-Perspektive ist die daher wohl größte Herausforderung, diese schlummernden Talente zu finden und richtig anzusprechen.“
Wie also vorgehen? Bei den meisten Kandidat:innen würde es sich im Falle einer Beschäftigung um einen „Wiedereinstieg“ handeln: Sowohl Rentner:innen bzw. ältere Erwerbslose als auch Menschen (vorrangig Frauen), die sich aktuell allein der Care Arbeit widmen, müssten ins Berufsleben „zurückkehren“.
Entsprechend geht es darum, diesen Wiedereinstieg so reizvoll und bequem wie möglich zu gestalten. Durch das Angebot von Upskilling- und Weiterbildungs-Programmen sowie flexiblen Arbeitszeitmodellen (Teilzeit, Jobsharing) können die Kandidat:innen dabei unterstützt werden, wieder in die Arbeitswelt „zurückzukehren“.
Laut Statistikamt berichten rund 34 Prozent der Frauen in der „stillen Reserve“ zwischen 25 und 59 Jahren, dass sie keine Arbeit aufnehmen könnten, weil sie Angehörige betreuen müssten. „Hier müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es diesen Frauen ermöglichen, Kindererziehung bzw. Pflege von Angehörigen und Arbeit unter einen Hut zu bringen“, erklärt Kevin Konrad.
Fördervereine und Bildungsinitiativen mit Weiterbildungsprogrammen sind gut darüber informiert, wer an Arbeit interessiert ist. Diese wären also ein möglicher Kooperationspartner, um Kandidat:innen aus der „stillen Reserve“ zu identifizieren.
Auch die Zusammenarbeit mit Coaches, die auf beruflichen Wiedereinstieg spezialisiert sind, wäre denkbar. Es gibt auch einzelne Arbeitsagenturen, die Wiedereinstiegs-Beratung speziell für Personen anbieten, die nicht beim Jobcenter gemeldet sind.
Wenn man an diese Quellen geht und über sie bspw. Informationsveranstaltungen oder Praktika anbietet, kann das Interesse entsprechender Kandidat:innen geweckt werden.
Eine weitere Möglichkeit sind Empfehlungsprogramme, bei denen das bestehende Mitarbeiter:innen-Netzwerk genutzt wird. Diese können dazu ermutigt werden, Freunde und Bekannte, die in die Kategorie „stille Reserve“ passen, weiterzuempfehlen.
(Quelle Titelbild: https://de.freepik.com/fotos-premium/gemischtrassige-angestellte-die-haende-im-buero-ruetteln_4821910.htm by freepik)