Job Crafting: 6 Beispiele, wie es Arbeitsplätze attraktiver macht

Job Crafting sorgt für mehr Zufriedenheit bei der Arbeit

Mit Job Crafting können Sie Mitarbeiter gewinnen und halten. Wir erklären, wie die Methode funktioniert, und präsentieren 6 Beispiele.

Job Crafting gilt in Zeiten des Fachkräftemangels als Geheimwaffe, um Mitarbeiter zu halten und neue Talente zu gewinnen. Wir erklären, was hinter der Methode steckt, und präsentieren 6 Beispiele, wie Beschäftigte durch Job Crafting erfüllter und erfolgreicher arbeiten.

Definition: Was ist Job Crafting?

Unter Job Crafting versteht man, dass Beschäftigte ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeitsumgebung aktiv und eigenständig gestalten. Es handelt sich um ein Konzept aus der Organisationspsychologie, das durch die Organisationsforscherinnen Amy Wrzesniewski und Jane E. Dutton von der Yale University maßgeblich geprägt wurde. Die beiden unterscheiden drei Formen:

Definition von Job Crafting
(Foto: https://www.freepik.com/premium-photo/dreamy-businessman-sitting-workplace-office-thinking-new-business-strategy-looking-aside-smiling_31616339.htm by prostock-studio)

Task Crafting: Die Mitbestimmung bei den Jobinhalten. Arbeitnehmer sollen bspw. Anzahl, Umfang oder Reihenfolge von Aufgaben verändern können.

Cognitive Crafting: Die Veränderung der Bedeutung, wie Aufgaben wahrgenommen und umgesetzt werden. Dabei kann eine positivere Betrachtungsweise der eigenen Arbeit entwickelt werden.

Relational Crafting: Die Veränderung des sozialen Gefüges im Job. Beschäftigte können die Interaktion mit Kollegen und Kunden neu bewerten, um produktivere / positivere Beziehungen zu schaffen.

Ziel des Job Craftings ist es, dass Arbeitnehmer aus innerer Motivation heraus ihren Arbeitsalltag selbst anpassen und ihn so für sich individuell verbessern und auf ihre eigenen Stärken ausrichten. Sie „schnitzen“ ihren Job quasi so lange zurecht, bis sie zufrieden sind.

Damit ist Job Crafting zum einen eine Methode gegen Frust auf der Arbeit und kann Kündigungen von unzufriedenen Arbeitnehmern verhindern. Zum anderen kann es ein Unternehmen für Kandidaten attraktiver machen: Den perfekten Traumjob gibt es in der Regel nicht – dank Job Crafting besteht aber die Aussicht, die Arbeit dahingehend jederzeit proaktiv verändern zu können.

6 Beispiele, wie Unternehmen von Job Crafting profitieren

Job Crafting ist etwas, das von den Arbeitnehmern initial ausgehen muss. Dennoch können Recruiter und Personalverantwortliche auch dazu motivieren und entsprechende Aktivitäten fördern. Das zahlt sich aus – wie diese Beispiele zeigen:

1) Mehr Arbeitszufriedenheit, mehr Leistung

Job Crafting ist nicht nur aus Arbeitnehmer-, sondern auch aus Arbeitgeber-Perspektive von Vorteil: Wenn Mitarbeiter ihre Arbeit proaktiv mitgestalten können, steigt ihre Zufriedenheit und Motivation, was sich wiederum auf ihre Leistung positiv auswirkt. Klar vordefinierte Rahmen sind in Zeiten von fortschreitender Digitalisierung, Beschleunigung und New Work oft nicht mehr angemessen. Die freie Arbeitsplatz-Gestaltung wird so für manches Unternehmen zum personalwirtschaftlichen Erfolgsfaktor.

2) Job Crafting bietet Raum für Kreativität

„Die Arbeit selbst gestalten“ lautet das Motto beim Job Crafting und regt damit zum Experimentieren mit den eigenen Aufgaben an. Dabei ist viel Platz für Kreativität und Innovation. Es können effizientere Arbeitsmethoden entwickelt werden und bislang ungekannte Hemmnisse identifiziert und beseitigt werden.

Job Crafting fördert Kreativität der Mitarbeiter
(Foto: https://www.freepik.com/free-photo/work-desk-with-papers_926732.htm by creativeart)

3) Stressreduktion und Vorbeugung von Burnout

Wenn sich Beschäftigte emotional stark mit ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen, kommt es in der Regel seltener zu Burnouts, Stress und damit verbundenen Fehlzeiten. Und genau diese Verbindung wird durch Job Crafting gestärkt: Anders als bei traditionellen Top-Down-Ansätzen ohne Spielräume, bekommen Arbeitnehmer hier mehr Kontrolle über ihre Arbeit und fühlen sich dadurch stärker eingebunden.

4) Identifikation von Schulungsbedarf

Wie können die Beschäftigten bestmöglich gefördert werden? Wenn Mitarbeiter dazu motiviert werden, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie auf ihre individuellen Stärken besser zugeschnitten ist, kommt womöglich Schulungs- und Entwicklungsbedarf ans Licht. Damit lassen sich effektivere und gezieltere Programme anbieten, mit denen die Angestellten ihre Fähigkeiten verbessern und letztlich mehr zum Unternehmen beitragen können.

5) Vielfältige Kosteneinsparungen

Job Crafting kann die Mitarbeiterbindung fördern, schließlich trägt es dazu bei, dass die Beschäftigten mit ihrem Arbeitsumfeld zufriedener sind. Damit spart das Konzept Geld, das durch Ausfälle entstehen und im Falle von Kündigungen für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter anfallen würde. Dadurch, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben neu bewerten können, hilft Job Crafting auch, Prozesse zu optimieren und kosteneffizienter zu gestalten.

6) Recruiting von Top-Talenten dank Job Crafting

Im War for Talents müssen Unternehmen kreativ werden, um Kandidaten von sich zu überzeugen – viele Menschen auf dem Arbeitsmarkt suchen nach „mehr“ als nur einem guten Gehalt. Job Crafting kann als Teil des Purpose-Driven Recruiting verstanden werden, denn das Konzept ermöglicht den Beschäftigten, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie ihren Leidenschaften entspricht und sie damit etwas „Sinnvolles“ tun. Wird dieser Ansatz bei Stellenbeschreibungen kommuniziert, kann sich das Unternehmen von der Konkurrenz positiv abheben und auf Top-Kandidaten attraktiver wirken.

Job Crafting als Recruiting-Instrument
(Foto: https://www.freepik.com/free-photo/happy-male-candidate-handshaking-with-manager-after-successful-job-interview-office_26346663.htm by Drazen Zigic)

Job Crafting umsetzen – so gehen Unternehmen es an

Um Job Crafting im Unternehmen zu etablieren, heißt die Devise: „(Mehr) machen lassen!“

Die Handlungsspielräume der Mitarbeiter sollten so erweitert werden, dass sie ihren Arbeitsbereich selbst (mehr) gestalten können. Führungskräfte und Vorgesetzte können dabei unterstützen und motivieren. Feedback sollte regelmäßig eingeholt werden, bspw. per Umfrage oder Fragebogen, um die Etablierung des Job Craftings zu begleiten.

Wichtig ist: Das Ganze funktioniert nur bei intrinsischer Motivation der Mitarbeiter. Es braucht Bewusstsein und Offenheit dafür, neue Wege zu gehen. Um diesen Prozess der Veränderung zu unterstützen, können Arbeitgeber zum Beispiel Selbstmanagement-Workshops anbieten.

Ist das Job Crafting dann im Gange, können Maßnahmen erforderlich sein wie bspw. die Versetzung eines Mitarbeiters auf eine Stelle, die zu seinen Idealvorstellungen besser passt, oder die Umgestaltung seiner Aufgaben, sodass sie dessen Fähigkeiten besser entsprechen. Das alles ist zum Teil mit Aufwänden verbunden, die sich unter dem Strich aber sowohl für die Mitarbeiter als auch das Unternehmen sehr lohnen können.

(Quelle Titelbild: https://www.freepik.com/premium-photo/these-exams-have-nothing-me-shot-young-woman-studying-outdoors_27596998.htm by yuriarcurspeopleimages)