Apple Vision Pro: Eine Bereicherung für das Recruiting?

Was taugt die Apple Vision im Recruiting?

Apple hat die Vision Pro released. Kann die Mixed-Reality-Brille auch das Recruiting revolutionieren?

Apple hat seine erste Mixed-Reality-Brille in den USA released – die Apple Vision Pro. Konzernchef Tim Cook nennt sie ein „revolutionäres Produkt“. Wir fragen uns: Kann die Apple-Brille auch das Recruiting revolutionieren?

Apple-Brille gegen Fachkräftemangel?

Anfang Juni 2023 wurde die Apple Vision Pro der Öffentlichkeit vorgestellt: Ein Headset, das eine unendliche Arbeitsfläche für Apps schaffen kann und digitale Inhalte mit der physischen Welt verbinden soll – ohne den Nutzer dabei von der Umwelt zu isolieren.

Fast zeitgleich kursierte in den Medien die Mitteilung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dass der Fachkräftemangel in IT-Berufen mit knapp 68.000 offenen Stellen ein Rekordniveau in Deutschland erreicht hat.

Wie stehen diese beiden News miteinander in Verbindung? Auf den ersten Blick gar nicht. Doch da Apples Daten-Brille diverse Lebensbereiche revolutionieren soll, darf die Frage gestellt werden, ob sie nicht auch für das Recruiting Fortschritte bringt und womöglich bei der Fachkräftemangel-Problematik neue Lösungswege eröffnet.

Wie die Apple Vision Pro das Recruiting revolutionieren könnte

Seit geraumer Zeit wird die Einstellung von Quereinsteigern als Lösung für den IT-Fachkräftemangel diskutiert. Bei vielen Unternehmen haben Entscheider jedoch große Bedenken gegenüber Quereinsteigern. Häufig wird dabei die Sorge vor einer kostenintensiven und mühsamen Einarbeitung vorgetragen.

Genau hier könnte die Apple-Brille ins Spiel kommen: Mit Hilfe modernster Technologien könnte sie Quereinsteiger beim Lernen und (Weiter-)Entwickeln ihrer Fähigkeiten unterstützen. E-Learning könnte auf einem neuen Level stattfinden, wobei Arbeitsszenarien und Problemstellungen mit AR-Elementen realistisch simuliert werden. Sind solche virtuellen Trainingssituationen einmal erstellt, können sie von beliebig vielen Kandidaten durchlaufen und stetig weiterentwickelt, angepasst oder individualisiert werden.

Fachkräfte mit Apple-Brille rekrutieren
Wird die Apple Vision Pro für das Recruiting geeignet sein? (Hinweis: Bild zeigt nicht die Vision Pro. Foto: https://www.freepik.com/free-photo/young-girl-wearing-vr-glasses-taking-notes_26403804.htm by Racool_studio)

Auch beim Auswahlverfahren könnte die Vision Pro speziell bei Quereinsteigern eine Bereicherung sein. Bei dieser Zielgruppe steht die Personaldiagnostik besonders im Fokus. Bekommt der Kandidat im virtuellen Assessment-Raum Aufgaben gestellt, bekommen Personaler dabei am Ende nicht nur das Ergebnis des Tests, sondern können insbesondere auch den Problemlösungsprozess beobachten. Sogenannte „Trace-Daten“ zeigen bspw., wie oft der Teilnehmer Korrekturen vorgenommen oder sich die Instruktionen angeschaut hat. Daraus lassen sich je nach Aufgabenstellung bspw. Schlüsse über das Arbeitsverhalten, den Entscheidungsstil, die kreative Denkweise und die Lernfähigkeit ziehen – wird der Test mit mehreren Kandidaten durchgeführt, lassen sich ggf. auch Aussagen zur Teamfähigkeit treffen. Soft Skills und die „Denke“ des Kandidaten lassen sich so analysieren.

Die Passthrough-Technologie der Brille ermöglicht es, das VR-Erlebnis temporär zu verlassen, um eine Echtzeitansicht der realen Umgebung zu sehen. So ist es auch kein Problem, das virtuelle Training-Szenario durch echte Menschen von „außen“ zu begleiten.

Auch allgemein – nicht nur mit Blick auf Quereinsteiger – könnte die Apple Vision Pro bei verschiedenen Recruiting-Prozessen neue Möglichkeiten eröffnen. Etwa bei der Bewerbung, wobei Kandidaten via Daten-Brille ihre Skills auf dynamische und immersive Weise präsentieren können, wie sie ein klassisches Anschreiben mit Lebenslauf niemals vermitteln könnten. Auch Interviews via Mixed-Reality-Brille sind denkbar. Während bei klassischen Video-Schaltungen mit Zoom und Co. die Körpersprache der Kandidaten nicht bzw. nur schwierig zu interpretieren ist, könnte das bei der Apple Vision Pro besser funktionieren: Laut Apple können User ihr Gesicht als 3D-Modell bei virtuellen Live-Sitzungen einscannen, wobei Gesichts- und Handbewegungen mit übertragen werden.

Erwartungen nicht zu hoch ansetzen

Klingt erstmal alles vielversprechend. Allerdings ist zu erwähnen, dass Mixed-Reality-Brillen noch lange nicht im Mainstream angekommen sind. Dass Apples Brille dort (schnell) angelangen wird, darf bezweifelt werden, denn ihr Preis von rund 3.500 Dollar ist nicht für die breite Masse geeignet. Sollten Personaler also Recruiting-Prozesse auf die Vision Pro ausrichten, dürfte eine Vielzahl an Kandidaten erstmal nicht über die notwendige Hardware verfügen bzw. nicht damit vertraut sein. Mit Blick auf den IT-Fachkräftemangel kann man zugutehalten, dass VR- und AR-Brillen zumindest in der Gaming-Szene und bei Tech-Freaks relativ etabliert sind und somit die Vision Pro hier schneller Verbreitung finden könnte. Diese Nischen-Zielgruppe dürfte für die Besetzung von IT-Stellen nicht gänzlich uninteressant sein.

Den großen Nutzen der Vision Pro für viele Kandidaten müssten Recruiter, aber allen voran Apple selbst wohl erstmal vermitteln. Virtuelle Trainings und Bewerbungsverfahren gibt es schließlich schon jetzt – bspw. mit VR-Brillen und Live-Video-Apps. In wie fern Apple diese auf ein neues Level heben kann, wird sich erst noch zeigen müssen.

Die Vision Pro ist am 2. Februar 2024 in den USA für einen Preis von 3.499 Dollar (3214 Euro) erschienen. Wann sie nach Europa bzw. Deutschland kommt, ist derzeit unklar.

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(Quelle Titelbild: https://www.freepik.com/free-photo/businesswoman-using-virtual-reality-headset_11184507.htm by wavebreakmedia-micro)